Weinstadel

Vom Lepra-Spital zum Lieblingsmotiv

Direkt an der Pegnitz thront eines der markantesten Bauwerke Nürnbergs: das Ensemble aus Weinstadel und Wasserturm. Heute ist es ein beliebtes Fotomotiv mit romantischer Fachwerkidylle – doch seine Vergangenheit ist weit weniger idyllisch.

Der Weinstadel wurde Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet – nicht als Wohnhaus oder Lager, sondern als Spital für Leprakranke. Nur drei Tage im Jahr, während der Karwoche, durften sogenannte "Sondersieche" hier versorgt werden. Die Stadt gewährte ihnen - am Rand der damaligen Befestigung - Nahrung und Unterkunft. Die Einrichtung ging auf eine Stiftung von 1394 zurück und zeigt, wie eng mittelalterliche Fürsorge mit gesellschaftlicher Ausgrenzung verbunden war.

Als die Leprastation 1575 nach St. Johannis verlegt wurde, wandelte sich der Weinstadel: Handwerkerinnen und Handwerker, arme Familien, ein Spinnhaus für Frauen. Ab 1571 nutzte die Reichsstadt das Erdgeschoss als Weinlager – daher der Name „Weinstadel“. Trotz schwerer Kriegsschäden 1944 blieb das Gebäude erhalten und wurde ab 1950 zum Studierendenwohnheim umgebaut. Der 48 Meter lange Fachwerkbau zählt heute zu den größten seiner Art in Deutschland.